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Die letzte Regung
Der letzte Traum
Selim Bicuk

Übersetzung: Hüseyin Kartal
Korrektur: Karin Ahrens


Verbot einer Umhüllung,
Verbot eines Seins,
Verbot eines Grundes,
eine verbotene Seele suchte Schutz in dem Land der Träume
Es war die Demut des Traums
Die Verwundbarkeit schlummerte über der Seele
Verrückte Nächte sponnen die Pracht der Dunkelheit für den Hungrigen der Träume
Das Zelt eines nackten Seins,
in der Leere,
ein Rosengarten ohne Rosen,
Sie schaukelten die unfruchtbare Verwüstung durch die Folter der Tränen
Geschenk des Todes für ein Leben der Winterlichkeit,
in der Leere füllte sie die Quelle des Schmerzes mit roten Rosen
In einer Winzigkeit konnten tausend Jahre Platz finden
In tausend Jahren ging ein Augenblick zu Grunde
Er und die Niederlage waren Genossen der Träume
Goldene Versprechen besaßen hohen Stellenwert
Der Anfang wurde zum Meuchler,
dieser machte das noch nicht eingetroffene Ende schwindelig
Der König der Ritter der besiegten Träume
maß den Garten des Grams Schritt für Schritt
und somit wurde er zum Einwohner des Tränenlandes
Kam Entblößt,
das unvollendete Ende gab er der Wunde zum Empfang
Hier,
auf dieser geplünderten Ruine
hinter der Verdorrtheit,
blühte der Frühling des Verrats
Das Bild des Traumes zitterte
in der Weinstube deiner Augen
wurde die Ehrlichkeit zur Ruine
Bitte (schön)
Von den payîzok, die noch nicht gesungen wurden,
von den heyranoks,
flechte die Träume.
Messe die Ruine meines Herzens
Sieh, wie viel deine Herberge dort gibt
Ich ließ sie da
Dich hier
und mich…?
Nackt und verrückt ist die Reue
Das Märchen kommt nicht zum Ende,
es ist lang wie unsere Nächte,
schwarz wie unser Schicksal
Die Gassen des Verrats messen dich und mich Schritt für Schritt
Ich frage mich immer noch
wie konnte jener kurze Weg so jahrelang dauern?
An jenem Tag wurde der Weg zum Ozean,
ein Ende ist noch nicht in Sicht
Ich fahre von Tirbaspî nach Qamishlo
Meine Reste zerstreuen sich
Ich bin immer noch auf dem Weg
Immer noch lässt jene klägliche Träne den Tanz um mein Augenfeld herum wirbeln
„Wohin gehen wir, mein Sohn?“
Fragte sie mich
Sie wartet auf Antwort
Dort,
auf jenen geplünderten Ruinen,
kreist die Frage,
fließt mit dem Wasser des Cerah zusammen,
wird zu einer Lawine,
die Klage der Fluten lässt Diyarê Felekê zittern
Kanîgur, Warikêkewa, Kevirêhêmid, die Ruinen von Qubik
Nerdiham, schickten sich an zum Klageschrei:
„Wohin geht ihr denn?“

Ich bin auf dem Weg, meine Fee,
der Reisende Richtung Paradies bin ich
Aber der Weg nach Qamishlo ist zum Ozean geworden.
Zieht in das Unendliche,
die Augenblicke werden zu Jahren.
Die Jahre verschwinden in den Augenblicken.
Verzeih mir, dass du ohne Antwort zurückkehrst.
Dein Herz war Rastplatz meines Alleinseins.
In der Reise der Unendlichkeit war deine Umarmung mein Ruhepol
Die Zeit steht still in der Ruhe der Unruhe,
der Ort kreist im Nichtsein
Wo wird dieses schwarze Zelt aufgeschlagen?
Wo werden wir unser letztes Wort aussprechen?
Wo die letzte Träne vergießen?
Die Erde der Fremdheit akzeptiert die Wärme der Tränen nicht.
Unsere Fragen und Antworten verstricken sich ineinander,
die modernen Menschen verstehen es nicht
Wie fandest du den Weg, dass du ohne Antwort Abschied nimmst?
Wie konntest du nur die unendliche Reise schon am Anfang beenden?
Wie konntest du bloß die letzte Träne Diyarê Felekê zum Schutz geben?
Im nicht Vorhandensein von Ort und Zeit
Wie kann man zurückkehren?
Im Ring der verbotenen Kette,
wie konnte jenes Zelt aufgeschlagen werden?
Kann jene Erde unsere Fragen beantworten?
Wir sind Reisende, die im nicht vorhandenen Ort und der vorhandenen Zeit herumirren
Wohin gehen wir?
Wir wiederholen die Fragen.
Unsere Antworten sind wiederum Fragen
In der Schlussverabschiedung,
wir, Fragen und Antworten werden Eins,
in der Nichtexistenz vereinen wir Anfang und Ende
Du, die Engelin der Schöpfung!
Ich bin der Reisende,
der Stillstand wurde durch mich ermüdet.
Am Anfang jener Strasse, auf dem Weg von Dugir nach Qamishlo,
bin ich mit Zeit und Raum Eins geworden.
Die Unruhe des Traumes lässt mich durch die Unruhe wild werden
Zusammen umarmte uns der unumkehrbare Weg,
Du gabst mich dem Alleinsein des Traumes zum Schutz.
Die Karawane auf dem Rückweg ohne Wiederkehr,
ohne Abschiedsgruß,
brachte dich zu den Wellen der Träume.
Hey du, Reisende!
Wie viele Tränen hast du mit dem Kummer vermischt, in der Fremde?
Wie viel Seufzen hast du aufeinander gelegt?
Wie viele Nächte hast du in den Schlaf gesungen?
Wie viele Jahre brachtest du in einer Sekunde zusammen?
Wie viele Male wiederholtest du deine Frage?
„ Wohin gehen wir?“
Und jenen Garten des Schmerzes
hast du mit Tränen und Stöhnen bewässert.
Deine Träume dehnten sich von Bagok aus,
in Cerah blühten die Zweige,
im Exil haben sie Früchte getragen.
Sie wurden ein Universum von Qual und Kummer
Mich umzingelten sie,
ich werde zum Wächter
In der Hülle der Qual wache ich über die Trübseligkeiten
Wir begaben uns auf den Weg ohne Rückkehr
Du bist zurückgekehrt ohne Rückkehr
In meinem Reisendendasein lebe ich immer noch in deinen Wehklagen
Du fuhrst fort,
Du gingest,
aber ich…?!
...
Und die Andere!
Dieses Fenster ließ sie offen.
Von der Quelle der Wunde,
ermüdeter Wortschatz der Begriffe mit gesenktem Kopf
vertraute dem Begehren der Nacht.
Das schwelende Feuer unseres Frühlings wurde zur Hymne der Niederlage,
Melodien der Untreue schläfern uns ein.
Sehnsüchte der Fremde vermessen uns.
Träume zittern vor unseren Wehklagen.
An jenem Tag, am Ufer jenes Flusses,
durch das Zittern der Sterne,
bemerkten wir unsere Einigkeit.
Durch das Nichtvorhandensein von Ort und Zeit wurden wir zur Bewegung des Traumes
unsere Einheit erhöhte sich mit dem Berg Sherefdin
Eine Lilie zog aus der Schönheit des Weißes heraus,
das Glänzen ihrer Goldfarbe
begrüßt die Fehlgeburt des Traumes
In der Ruhe der Bewegung des Traumes,
zitterte der Einklang
Die Sterne wurden verwirrt
Der Nacht verbieten sie den Traum.
An jenem Tag an dem Ufer jenes Flusses,
wurdest du der Gott jenes ungeträumten Traumes
In dem Traum bist du Traum geworden.
Du wurdest zum Epos des Verrates
Schamhaftigkeit der freien Berge
nimmt den Schatten von deinem Versprechen.
Sing das Schlaflied
damit die letzte Regung uns verflechtet,
der letzte Traum uns sieht.
Ich und der Weg und die Zeit
sind Reisende
Wir verweilen ineinander,
schweigsam, Richtung Qamishlo.
Wir bewegen uns in unserem Kreis.
Und jener Berg…?!

Der Weiße Berg
Auf den Sonnenreiter gerichtete Augen senken sich nach unten,
Erfahrung eines Kämpfers aus dem Feuer
Trinkt von dem Ozean der Treulosigkeit
Uns umzingelt durch Märchen der Ruhm und die Schamlosigkeit,
die einander verwobenen Siege und Niederlagen
Ehrlichkeit und Verrat unserer Nächte
Uns Kinder der Träume
begegnet das Lied der Freiheit

Uns zwirnt der Traum
Uns zwirnt das Blut
Uns zwirnt die Trauer
Uns zwirnt das Rote
Uns zwirnt das Weinen
Uns zwirnt das Lachen
Uns zwirnt Mem û Zîn
Uns zwirnt Beko
Die Spinnweben seiner großen Höhlen
strickt der weiße Berg
aus Locken von Amed
Das Geschenk des Kerkers wird zur Fahne,
rötet das weiße Gesicht
Wir sind Brüder!
Brüder des Blutes,
Blut der Jungfräulichkeit unserer Schwestern
Wie soll denn Qamishlo nicht klagen!
Wie soll sie mir das Gesicht hinhalten,
durch unsere Hoffnung war sie berauscht,
sie umarmte dich,
oh, du weißer Berg!
Schrei, lass die Bluttropfen hervorsprudeln,
lass die Lilien aufblühen,
lass deine Schönheit unbefleckt bleiben,
lass die Zeit vergehen,
lass den Raum sich bewegen,
lass die Stumme schreien.
In welcher Richtung gehen wir zugrunde?
Aus jenem Fenster der Wunde,
aus jener Quelle des Blutes,
herumkriechendes Versprechen.
Im Tiefgrund meines Herzens
verschlingen sich undankbare Blindschleichen.
Das ist die Feier der Öffnung der Schließung der Türen,
der Schlüssel ist in deiner Hand
Wohin geht denn Gilgamesch?
Enkidu
verschwindet in unserem Traum.
Wir, die Urkinder der Sonne
werden zu Knechten der Dunkelheit der Rede.
Du, Königsreiter der Versprechen!
Im Fest des Todes schwankst du
Der Berg schämt sich!
Das Echo unserer Lieder,
Sarg Gottes,
empfängt ein namenloses Grab.
Wohin geht Gilgamesch?
Das Gehen ist unumkehrbar
die Rückkehr ist unumkehrbar.
An der Grenze des Gehens und Zurückkehrens
brennen die Wörter.
Versprechen brennen.
Fragen brennen.
Antworten brennen.
Wir verbrennen.
Weißt du, mit wie viel roten Rosen ich deine Gestalt vermaß?
Mit wie viel Seiten Endekoblättern strickte ich deine Verzierung?
Wie viele Gedichte zerbrachen in der Pupille deiner Augen?
Wie viele Nächte sang ich Schlaflieder auf deinen Namen?
Wie viel Ich wurde in deinem Traum gedemütigt.
Weißt du schon…?
Aus jenem offenen Fenster
warte ich auf die Morgendämmerung,
in meinem Traum, du bleibst Traum,
lass dieses Fenster sich auch schließen.
Die Reise nach Qamishlo ist endlos.
Sie kehrte ohne Wiederkehr zurück
Du gingst ohne Wiederkehr
Ich,
ohne Ankunft,
ohne Rückkehr,
ohne Weggang,
in der Stille der Unruhe gehe ich.
Was für Regen ist das, bewässert den Wald der Traurigkeit?
Die Rosen des Verrates schmücken den Garten des krummen Schicksals
Sehnen sich die kahlen Wüsten nach den Lilien
Sie fragen nach dem Duft deines Atems
Wo sind jene Zierereien?
Aus Steinen meißelst du die Gewebe der Liebe.
Die Lilien weinen,
schmücken aus Fragezeichen das unfruchtbare Land des Herzens.
Du, die süßeste feindliche Freundin!
Wohin gehst du?
Mit deiner feuchten Koketterie,
lässt du unsere Blumen vertrocknen.
Wir werden zum Anfang eines Märchens, das nicht existiert.
Es gab, es gab nicht, nichts gab es
Das Märchen wird lang
strafft sich wie unser Tod
Die Hymne der Nichtexistenz des Märchens sind wir.
Wir waren,
waren nicht,
wurden nichts.
Nichts seiende Melodie einer vergessenen Wunde,
schläfert unsere Wehklagen ein,
macht die Sünden der unruhigen Träume schwindlig.
Das ist das Zittern des unglücklichen Verrats!
Es kreist in der Unruhe der Tränen.
Lass diese verbrannten Finger Linien ziehen!
Wer liest schon unser Weinen!
Unsere Pferde sind in trockenen Frühlingen
nüchtern gebunden an der Frühlingsnacht.
Verabschiede dich nicht!
Mit der Glut der verbrannten Finger
male ich deinen Namen unsterblich
auf dem Dach Gottes Herzens
Mit Feuer schreibt uns die Geschichte.
Diese verbrannten Finger,
unter dem Sprühregen der Glut,
säen unfruchtbare Wörter auf den Horizont.
Dafür reichen unsere Nächte für die Küsse nicht aus,
unsere Tage für das Lachen.
Das Trugbild des übrig gebliebenen Leidens
zieht uns in der Entfernung des Lächelns der verbrannten Hoffnung fort.
Der Kampf der Finger und Wörter dirigiert den Tanz der Glut.
Müßige Nächte,
vagabundierendes Lachen,
Hymnen unserer Verrücktheit,
auf dem Feld des Verrats
lassen die Pferde der Trauer das Ritterspiel spielen
Feige Wörter werden fleißige Reiter
im Herz der Nichtigkeit,
führen Sematänze unser Märchen
Die Frage ist nicht jene,
wohin das Märchen führt,
wohin wir führen,
wohin das Feuer führt,
wohin die Nächte führen, …
Die Erinnerung der Blumen,
die Sehnsucht der Lippen,
das Weinen der Küsse…?
Auf den Lippen der Sehnsucht erwarten wir den Tod
Erstarrung der Wellen des Traumes wäscht uns mit Feuer
Ein Leichentuch aus Dornenschwarz wickelt uns ein.
Rosen werden mit Dornen geschmückt,
sie werden zur Dunkelheit im Herzen der Liebe
Wir werden zur Sehnsucht der trockenen Erde,
um einen Kuss der Regentropfen jammern wir.
Unsere Lieder:
Schekhe Dînê,
Bavê Seyro,
Ehmedo Ronî, …
Führen die Trauer über den Tod Gottes
Leichtsinnig wird das Zelt des Schicksals
Barfuss, das Fühlen warmer Erde,
flicht uns das zu einem Märchen
Es war
Es war nicht
Nichts gab es
 

 

 

 

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